Deutsch-Polnische Projektwoche 2018 in Polen

In der Ausschreibung der Projektwoche findest Du weitere Informationen sowie eine ausführliche Version des Programmes.

 

27.04.2018, Freitag
Vorbereitungstreffen mit Film "Am Ende kommen die Touristen" im Jugendgästehaus Altendorf, Pressath

28.04.2018, Samstag
Geführter Rundgang auf der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg mit Zeitzeugenfilm, anschließend Besuch im Museumscafé

19.05.2018, Samstag (Pfingsten)
Die polnischen Gruppen aus Krakau und Stettin reisen individuell, die Oberpfälzer im Projektbus nach Breslau an. Ankunftszeit: 14.00 Uhr. Die einzelnen Gruppen bringen ihr Reisegepäck in den geparkten Bus und besichtigen selbstständig die Stadt.
Um 17.00 Uhr treten alle drei Teilnehmergruppen im Projektbus die gemeinsame Anreise zur IJBS Kreisau an.
Abendessen, Kennenlernen, Start Programm Projektwoche

20.05.2018, Sonntag (Pfingsten)
Projekttag in der IJBS Kreisau (Krzyżowa) mit Gottesdienst
Geschichte „Deutsche und Polen“ mit Modulen der IJBS Kreisau

21.05.2018, Montag (Pfingsten)
Projekttag in der IJBS Kreisau (Krzyżowa)
Geschichte „Deutsche und Polen“ mit Modulen der IJBS Kreisau
Integrationstag mit viel Sport als Vorbereitung für Tage in Auschwitz

22.05.2018, Dienstag
Abreise von IJBS Kreisau ü. Lamsdorf, St. Annaberg nach Auschwitz
Unterwegs Geschichte „Deutsche und Polen“ an den Projektorten in Lamsdorf und St. Annaberg
Spätnachmittag Ankunft in der IJBS Auschwitz
Abendessen, kurze Einweisung in das Programm, Tagesausklang mit Freizeit und Sport

23.05.2018, Mittwoch
Projekttag in Auschwitz / Oswiecim
Vormittag: Workshop/Vorbereitung in der IJBS Auschwitz
Nachmittag: Führung im Museum KZ Auschwitz I / Stammlager

24.05.2018, Donnerstag
Projekttag in Auschwitz / Oswiecim
Vormittag: Workshop/Nachbereitung in der IJBS Auschwitz
Nachmittag: Führung im Museum KZ Auschwitz II / Birkenau

25.05.2018, Freitag
Projekttag in Krakau
Diesen Projekttag planen Marta Hebda / Darek Krywult.

26.05.2018, Samstag
Rückreise aller Teilnehmer in ihre Heimatorte

Der Artikel erschien am 07.09. in leicht abgeänderter Form in der Amberger Zeitung und ist online abrufbar.


Das Europäisches Jugendprojekt Oberpfalz e.V erlebte eine Projektwoche in Polen, die nicht schöner hätte sein können. Los gings in Breslau, der viertgrößten Stadt des Landes Polen. Nach einem Vortrag zur Stadtgeschichte schon im Bus und einer kurzen Führung am historischen Marktplatz erkundeten die Jugendlichen die Stadt im eigenen Interesse.

Das Europäische Jugendprojekt bietet den Jugendlichen jährlich eine Projektwoche zusammen mit polnischen Jugendlichen. In Breslau stießen die beiden polnischen Projektpartner aus Krakau und Stettin zur Gruppe hinzu und man fuhr nach einer freudigen Begrüßung gemeinsam weiter zur Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Kreisau. Einige Teilnehmer sind inzwischen bereits zum wiederholten Male bei der Projektwoche mit dabei, weil diese jedes Jahr einen anderen einzigartigen Charakter hat.

Der Vorsitzende des Vereins, Hartmut Schendzielorz begrüßte alle Teilnehmer und Teamer der beiden Nationen. Marta Hebda – Deutschlehrerin an der Partnerschule in Krakau - übersetzte wie üblich die ganze Woche hindurch ins Polnische. Unterstützt wurde sie von Dariusz Krywult, ebenfalls Deutschlehrer an der Partnerschule in Stettin.

In Kreisau angekommen wurden die Teilnehmer noch über die formalen Gegebenheiten der Begegnungsstätte informiert und genossen anschließend den freien Abend. Der steht den Jugendlichen immer zur freien Verfügung, sodass jeder die Zeit hat den Abend ausklingen zu lassen und die Eindrücke des Tages zu verarbeiten.

Der nächste Morgen begann anlässlich des Pfingstsonntages mit einem Gottesdienst, den die Jugendlichen teilweise auch selbst mitgestalten konnten. Der erste Projekttag stand ganz unter dem Motto des gegenseitigen Kennenlernens. Das pädagogische Personal der Begegnungsstätte unterstützte dabei durch gelungene und unterhaltsame Kennenlernspiele. Am Nachmittag besuchte die Gruppe das Berghaus. Hier war die Wirkungsstätte des sogenannten Kreisauer Kreises, der über die Nachkriegsordnung beriet, nur passiven Widerstand gegen das Faschistentum leistete und nach dem missglückten Hitlerattentat am 20.07.1944 aufgedeckt wurde. Insgesamt umfasste dieser Kreis rund 200 Personen des akademischen Bildungsstatus. Am Abend war auf der großflächigen Gutsanlage Gelegenheit Volleyball oder Fußball zu spielen.

Der Montag begann mit einer anspruchsvollen Gruppenaufgabe „Spaghetti-Turm“. Dabei bekam jede Gruppe als Baumaterial Spaghetti, Klebeband, ein Marshmallow und eine Schnur. Ziel war es einen möglichst hohen Turm mit dem Marshmallow an der Spitze zu konstruieren. Die Teilnehmer hatten sichtlich Spaß an der Aufgabe und auch die Verständigung im internationalen Team war kein Problem. In einem anschließenden Workshop mit internationalen Gruppen zum Thema Kreisauer Kreis befassten sich die Jugendlichen mit Schicksalen der Mitglieder und präsentierten diese anschließend in deutscher und polnischer Sprache der gesamten Gruppe. Den Abend konnten die Jugendlichen an diesem Tag am Lagerfeuer bei Wurst und Stockbrot ausklingen lassen. Ebenso wurde der Geburtstag einer polnischen Teilnehmerin in der Jugenddisco des Schlosses auf dem Gutsgelände gefeiert.

Am Dienstag reiste die Projektgruppe weiter nach Oswiecim/Ausschwitz. Unterwegs wurde das Museum Lambinowice besucht. Lambinowice/Lamsdorf war einer der größten Kriegsgefangenenlager-Komplexe der Wehrmacht in Europa. Während des zweiten Weltkriegs sollen dort bis zu 400.00 Menschen durch das Lager gegangen sein, von denen etwa 42.000 Menschen ums Leben kamen. Nach dem Krieg wurden dort Deutsche interniert. In der Hauptsache Zivilisten, die nach West-Deutschland ausgesiedelt werden sollten bzw. aus Ihrer Heimat vertrieben wurden. An den Mahnmalen, verteilt auf dem gesamten Areal der jeweiligen Einzellager fand je ein kurzes Gedenken an die Opfer der Nationen Deutschland, Frankreich und Polen statt. Anschließend ging es weiter nach Sankt Annaberg, wo das gigantische Freilicht-Theater – einst von den Nationalsozialisten erbaut - bzw. die Basilika die Jugendlichen beeindruckte. Der Annaberg hatte schon immer eine große Bedeutung für Deutsche und Polen als Wallfahrtsort und war zwischen Deutschland und Polen im 19. Jahrhundert politisch umkämpft. In Ausschwitz spät abends angekommen war das Tagesprogramm zu Ende und die Jugendlichen genossen den Abend.

Der nächste Tag begann mit einem Workshop zur Vorbereitung auf den Besuch der Gedenkstätte KZ Auschwitz-Birkenau I (Stammlager). Die Jugendlichen sollten dabei aufschreiben, was ihre erste Assoziation mit Auschwitz ist. Anhand dieser Begriffe wurde anschließend in einer lebhaften Diskussion die Geschichte der Konzentrationslager erörtert.

In einer Gruppenarbeit lernten die Teilnehmer dann etwas über die Deportation ungarischer Juden nach Polen.Am Nachmittag ging es ins Stammlager des Konzentrationslagers Auschwitz, das als Internierungslager für polnische Juden eingerichtet wurde. Anfangs gab es im Stammlager noch keine Gaskammer. Später wurde dort ein ehemaliger Munitionsbunker zum Krematorium umgebaut und Räume für die Nutzung als Gaskammer eingerichtet. Dort wurde die Vernichtung mit dem Insektizid Zyklon-B erstmals erprobt. Neben dem Hauptlager entstand ein Jahr später Auschwitz-Birkenau II als Vernichtungslager, sowie Auschwitz-Birkenau III (Monowitz) als Arbeitskräftelager für die I.G. Farben. Die I.G. Farben war das damals größte Chemieunternehmen der Welt und stellte unter anderem das Giftgas Zyklon-B für die Nationalsozialisten her. Dem Besuch der beiden Lager Ausschwitz I & II schlossen sich auch die Schirmherren der Projektwoche, Herr Axel Bartelt, Regierungspräsident der Oberpfalz und Frau Elzbieta Sobotka, Generalkonsulin a.D. an. Sie nahmen von nun an am weiteren Programm mit teil. An beiden Abenden luden die Schirmherren zu einem Kennenlernen und gedanklichen Austausch mit den deutschen und polnischen Jugendlichen ein. Der direkte Kontakt zu den Jugendlichen war den beiden besonders wichtig. Im Gegenzug empfanden es alle als eine große Ehre, dass sich der Regierungspräsident der Oberpfalz und auch die ehemalige Generalkonsulin aktiv bei der Projektwoche mit teilnahmen.

Der zweite Projekttag in Ausschwitz begann mit einem Workshop zur Biografie von Zofia Posmysz. Sie war inhaftiert im Stammlager Ausschwitz und überlebte, da sie zuerst in der Lagerküche arbeitet, in der die Überlebenschancen merklich günstiger waren und anschließend eine Arbeit in der Schreibstube bekam. Neben einem Medaillon, das ihr geschenkt wurde und Kraft spendete trugen glückliche Umstände entscheidend zu ihrem Überleben bei. Am Nachmittag besuchte die Projektgruppe das Vernichtungslager Auschwitz II. Nach einer anstrengenden, langen aber bewegenden und interessanten Führung fand die traditionelle Gedenkfeier des Jugendprojekts auf dem Gelände der Gedenkstätte KZ Auswitz-Birkenau statt. Die Schirmherren richteten dabei aufmunternde und auch mahnende Worte an die Jugendlichen: „Auf die Jugend muss Verlass sein, dass sich die Geschichte nicht wiederholen darf, damit appelliere ich an Sie! “

Der letzte Projekttag führte die Gruppe nach Krakau. Zuerst stand ein Besuch des Museums der polnischen Heimatarmee auf dem Programm. Die Heimatarmee, eine Militärorganisation im von Deutschland besetzten Polen, war während des zweiten Weltkriegs die größte militärische Widerstandsorganisation mit bis zu 350.000 Soldaten. Sie bestand aus Freiwilligen, die sich die Befreiung Polens zum Ziel gesetzt hatten und war Teil des polnischen Untergrundstaates bzw. unterstand der polnischen Exilregierung in London. Nach dem Einmarsch der Roten Armee setzte sie inoffiziell ihren Widerstand, nun gegen das kommunistische Regime, fort. Über 20.000 Soldaten der Heimatarmee wurden von den kommunistischen Machthabern ermordet. Mittags verabschiedeten sich die Ehrengäste und die Projektwoche konnte bei einer Schifffahrt auf der Weichsel zum Kloster Tyniec ausklingen.

Es folgte der Abreisetag, an dem sich die polnischen Teilnehmer aus Krakau unter Tränen am Bahnhof Auschwitz verabschieden mussten. Wenig später folgte der Abschied von der Stettiner Gruppe in Breslau. Auch diese Verabschiedung fiel den Jugendlichen nicht leicht. Nach einer Woche gemeinsamer Unternehmungen hatten sich Freundschaften aufgebaut, die hoffentlich bestehen können. Die deutsche Gruppe setzte danach im Projektbus ihre Heimreise fort und kam am Abend in Freihung an. Die beiden französischen Teilnehmer reisten am darauffolgenden Tag ab.

Die Teilnehmer waren sich einig in ihrem Fazit, dass diese Projektwoche sehr gelungen war, das Wetter mitspielte und die Gruppe gut zusammenpasste. Einige freuen sich bereits auf die nächste Projektwoche, die hoffentlich im nächsten Jahr nach Frankreich gehen wird.

Diese internationale Jugendbegegnung wird jedes Jahr unter der Federführung von Hartmut Schendzielorz als Projektleiter zusammen mit seinem Team organisiert. Das Projekt versteht sich als Brückenbauer zwischen den europäischen Nationen. Die Begegnung mit gleichaltrigen Jugendlichen aus einem anderen Land, sei es aus Frankreich oder Polen ist für die Jugendlichen eine wertvolle Erfahrung. Dabei werden Vorurteile abgebaut und eine freundschaftliche Atmosphäre entsteht. Ein sinngemäßes Zitat der diesjährigen Projektwoche einer deutschen Jugendlichen auf die Frage, ob polnische Jugendliche anders seien: „Nein, die sind genauso wie wir. Sie sprechen zwar eine andere Sprache aber das ist schon alles. Sie hören die gleiche Musik wie wir, sie haben auch die gleichen Interessen und Hobbies wie wir.“

Die Projektleitung möchte sich für die Förderung beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und dem deutsch-polnischen Jugendwerk bedanken, die diese Fahrten durch ihre Förderung erst möglich machen. Ohne diese Unterstützung wäre es insbesondere den polnischen Jugendlichen nicht möglich an der Fahrt teilzunehmen.